Infos zu Gemeinderatssitzung vom 03. August 2016

Wie erwartet, wurde der Antrag auf Herausnahme aus dem Landschaftsschutz-gebiet von den Gemeinderäten durch gewunken. Etwas irritierend musste von den zahlreichen Besuchern festgestellt werden, dass es im Gemeinderat anscheinend keinerlei Anlass zu Diskussionen zu dem doch heiklen Thema gab.
Entweder waren sie von dem 40-minütigen Plädoyer des Bürgermeisters richtig eingelullt, oder noch schlimmer – das Ganze war vorab schon abgesprochen.
Hier hat der Gemeinderat für den Bürger eine äußerst schlechte Vorstellung abgeliefert.

 

Nun muss das Thema bei der Kreistagsitzung am 19.10.2016 weiter bearbeitet werden.

 

Unsere, in diesem Fall etwas ausführlicheren Anmerkungen zu der Gemeinderatssitzung.

 

Nach wie vor halten wir das geplante Baugebiet an diesem Standort für viel, viel zu groß. Die umfangreiche Anzahl an schwerwiegenden Problempunkten haben wir bereits angesprochen und tun dies weiterhin.

 

Schon wieder soll im Landkreis Miesbach eine, in diesem Fall auch noch riesige Grünfläche (ca. 30.000 m² !), mit einer weiteren Ausnahmeregelung aus dem Landschaftsschutzgebiet genommen und somit Natur vernichtet werden. Inzwischen ein Standard-Vorgehen im Landkreis Miesbach. Obwohl doch "unsere Landschaft unser wichtigstes Gut" ist. Worthülsen oder echte Werte???

 

Entgegen der Argumentationen in der Gemeinderatssitzung handelt es sich hier keinesfalls um eine "Verdichtung" sondern um einen Randerweiterung der Bebauung im Außenbereich. Selbstverständlich sind bei einer Mega-Fläche von über 30.000 m² irgendwo in der Umgebung auch Häuser zu sehen, es gibt wohl im gesamten Gemeindebereich keine derart große Randfläche, bei der das nicht der Fall wäre!

 

Viele Haushamer nutzen genau diesen Bereich als Naherholungsgebiet für Spaziergänge oder als Radweg. Die Schlierachstraße ist übrigens Teil des überregionalen und stark frequentierten „Bodensee – Königssee Radwegs“. Sie ist im Gemeindegebiet mit großem Abstand der meistgenutzte Radweg (speziell auch für Familien z.B. zum Badeausflug Richtung Schliersee und zurück, uvm.).

 

Diesen soll laut Planungen künftig eine 2-spurige Straße an einer völlig unübersichtlichen und engen Kreuzung queren, mit hunderten von Autos täglich. Kaum vorstellbar, wie das ohne Unfälle mit Personenschäden funktionieren soll. Zudem wird sich der generelle KFZ-Verkehr auf der Straße mehr als verdoppeln.

 

Wenn es zu einer Bebauung kommen sollte, befürchten wir weiterhin, dass die Aufteilung letztendlich wie folgt aussehen wird:

  • ca. 20% der Fläche für Einheimischen-Modell (betrifft also leider nur ganz, ganz wenige),
  • ca. 30% der Fläche für die Lebenshilfe und
  • ca. 50% der Fläche für einen Investor/Bauträger, wie auch immer benannt, jedenfalls für kaum eine einheimische Familie finanzierbar, da jeder Bauträger und Investor größtmöglichen Gewinn erwirtschaften will oder muss.

 

Keiner vermutet dabei eine "böse Macht im Hintergrund", aber jeder kennt die üblichen, marktwirtschaftlichen Mechanismen und Vorgänge. Selbst wenn, wovon nicht auszugehen ist, überraschenderweise ein „akzeptabler“ und für einzelne als finanzierbar erscheinender Quadratmeterpreis erreicht werden sollte, werden die zusätzlichen Erschließungskosten erdrückend hoch sein:

  • 1 Brücke in der Breite verdoppeln,
  • 1 Brücke neu erstellen,
  • Straßen,
  • Abwasserleitungen,
  • Drainagen,
  • Oberflächenwasserableitungen,
  • Bodenbeschaffenheit für Bebauung nur bedingt geeignet, d.h. mit deutlichem Mehraufwand, etc., etc.).

 

Somit wird es am Ende für alle, auch für die Lebenshilfe, ein sehr, sehr teurer Standort werden. All das wird bisher leider verschwiegen!

 

In der Gemeinderatssitzung wurde erklärt, dass Hausham praktisch keine Flächen zur Bebauung für einheimische Familien zur Verfügung stellen kann, da die Gemeinde flächenmäßig die kleinste und am dichtesten besiedelte ist. Weil das genau so ist, muss eine Frage mehr als erlaubt sein: Wie kann es sein, dass genau diese, im übrigen in sozialen Belangen und im Umfang sozialer Einrichtungen, im Vergleich zu vielen anderen, herausragend engagierte Gemeinde (finden wir natürlich grundsätzlich sehr gut), dann aber doch sage und schreibe 8.000 m² für noch eine zusätzliche Sozialeinrichtung zur Verfügung stellen kann und will, anstatt diese Fläche nun auch mal für Einheimische zu nutzen???

 

Wir glauben, die Antwort auf diese Frage liegt auf der Hand:
Es gäbe wohl nur eine schlechte oder keine Aussicht auf eine Zustimmung des Kreistags für die Herausnahme dieser riesigen Gesamtfläche, noch dazu an dieser Stelle, von ca. 30.000 m² aus dem Landschaftsschutzgebiet (zumindest nicht für die im Miebacher-Merkur-Artikel als Nr. 3 und 4 gekennzeichneten Flächen für die Lebenshilfe und den Bauträger/Investor).

 

Mit Einbeziehung eines neuen, großen Standorts für die Lebenshilfe bietet man dem Kreistag hier die Lösung eines großen Problems an. Im Gegenzug erwartet man wohl eine Zustimmung und Freigabe für die Herausnahme aus dem Landschaftsschutzgebiet. Politisches „Geschachere“, auf Kosten der Natur, auf Kosten der Landschaft und u.a. aufgrund der extremen zusätzlichen Verkehrsbelastung natürlich auch auf Kosten aller aktuellen und künftigen Bewohner Abwinkls sowie der aller angrenzenden Haushamer Gemeindegebiete und auch auf Kosten der bauwilligen, einheimischen Familien!

 

Wir halten den Standort am Ende einer ca. 1 km langen, einer Stichstraße gleichzusetzenden Zufahrt für einen der am wenigsten geeigneten im Gemeindebereich, vermutlich sogar landkreisweit.

 

Eine in der Gemeinderatssitzung als gepriesene, unheimliche Nähe des möglichen Standorts zur Anton-Weilmaier-Schule besteht tatsächlich ausschließlich aus der Vogelperspektive, nicht aber in der Realität. Tatsächlich führt der Schulweg per Fahrzeug durch ganz Hausham, ca. 2,5 km lang, erst nach Süden, dann durch den ganzen Ort Richtung Osten, dann durch den halben Ort Richtung Norden und dann wieder zurück in die Nähe des Ausgangspunkts durch den ganzen Ort Richtung Westen, mit dem Auto/Kleinbus praktisch einmal im Kreis kreuz und quer durch Hausham.

 

Und dass, wie ebenfalls großer Vorteil herausgestellt, Kinder mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen einen etwa 1 km langen, durch eine schmale, oft einspurige aber zum großen Teil von beiden Seiten befahrbare Straße, ohne Gehweg, bei dann erheblich verstärktem Verkehrsaufkommen als Fußweg in die Schule nehmen wird, muss wohl mindestens als nicht ernstzunehmend bezeichnet werden.

 

Das Gegenteil ist der Fall! Einer der Hauptschulwege zur Grund- und Mittelschule Hausham, die Schlierachstrasse wird für alle Kinder nochmals viel gefährlicher, als er ohnehin schon ist. Die Sicherheit unserer Kinder scheint für den Bürgermeister und fast alle Gemeinderäte absolut keine Rolle zu spielen? Jedenfalls gibt es dazu keinerlei Aussagen oder Stellungnahmen oder Lösungsvorschläge …

 

Die aktuelle und gegebenenfalls zu erwartende, katastrophale Verkehrs- und Parkplatzsituation in der Naturfreundestraße haben wir ja bereits ausführlich beschrieben.

 

Gegen nachvollziehbare Argumente gibt es sicher nichts einzuwenden, gegen an den Haaren herbeigezogene, unrealistische und zum Teil weltfremde (oder zumindest ortskenntnisfremde) aber schon.


Eine noch so lange Reihe falscher Argumente führt sicher nicht zu einem guten, richtigen und für die große Mehrheit zufriedenstellenden Ergebnis!

Leider hat sich vor der Abstimmung nur ein einziges Gemeinderatsmitglied die Arbeit gemacht, sich uns in einer Besprechung und Diskussion zu stellen und sich unsere Argumente ernsthaft anzuhören, ohne nur den aus unserer Sicht zum Teil geschönten Zahlen und Mengendarstellungen (soweit überhaupt welche genannt werden) und Angaben zu vertrauen, sondern diese auch für die Öffentlichkeit sichtbar, für sich selbst seriös zu hinterfragen und zu überprüfen. Vielleicht ist auch der enorme Zeitdruck, unter den man sich in diesem Großprojekt setzen läßt, der Grund dafür, dass dies zeitlich kaum in dem gebotenen Umfang möglich ist?
Unser Wunsch und unser Angebot für Gespräche besteht weiterhin.

 

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